Ö-quadrat - Ökologische und ökonomische Konzepte

Europäische Flottenverbrauchsrichtlinie

Am 17. Dezember 2018 haben die EU-Kommission, des EU-Parlaments und die Mitgliedsstaaten entschieden, den durchschnittlichen CO2 -Ausstoß von Neufahrzeugen (PKW) um 37,5 Prozent gegenüber 2021 zu senken. Dies wurde von den Medien als großer Erfolg der Effizienz- und Klimaschutzpolitik gefeiert. Bei einer genaueren Analyse hat Büro Ö-quadrat jedoch festgestellt, dass die Flottenverbrauchsrichtlinie in der jetzigen Form zwar einen Anreiz für den Bau von reinen Elektrofahrzeugen und Plug-in Hybriden gibt, aber kaum einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Die Analyse ist nun auch in deutscher Sprache verfügbar.

Der ungebremste Höhenflug der SUV-Fahrzeuge und die durchschnittliche Zunahme der Normverbräuche der Pkws in 2018 sollte zu denken geben: Wirkt die Flottenverbrauchs-Richtlinie oder stellt sie sich als Papiertiger heraus?

Dank einer unangemessenen Berechnungsmethode für die CO2-Emissionen von Fahrzeugen werden große Plug-in Hybridfahrzeuge auf dem Papier schnell zum Klimaretter. Die tatsächliche CO2-Bilanz für diese Autos, die sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor haben, sieht dagegen eher schlecht aus.

Das Sauberrechnen der teilelektrifizierten Fahrzeuge sowie der reinen Elektrofahrzeuge hilft der Autoindustrie, die Flottenverbrauchsziele zu erreichen. Draufzahlen werden am Ende jedoch die Steuerzahler, denn die Bundesregierung wird die verfehlten Klimaziele durch den Zukauf von Emissionszertifikaten im internationalen Handel abdecken müssen – auf Kosten der Allgemeinheit.

In diesem Beitrag zeigen wir, dass die Flottenverbrauchsregulierung anstelle der erwarteten Reduktion der durchschnittlichen spezifischen CO2-Emissionen der neuen deutschen PKW-Flotte um 54% (im Vergleich zum bestehenden Niveau bis 2030) nur eine reale Emissionsminderung von etwa 10% erbringt. Schlimmer noch: die jetzige Flottenverbrauchsregelung ist eine Lizenz für den weiteren Bau von überdimensionierten und übermotorisierten Fahrzeugen und unterläuft den dringend notwendigen Wandel zu effizienteren Fahrzeugen.

Neben unnötiger Umweltbelastung wird dies zu hohen finanziellen Kosten für die deutschen Steuerzahler führen, da der Staat ab dem Jahr 2021 das Defizit im Verkehrssektor durch den Kauf von CO2-Zertifikaten aus anderen EU-Ländern kompensieren muss. Für die ermittelten 5 Millionen Plug-in-Hybridautos, die auf dem deutschen Markt bis 2030 verkauft werden müssen, um das EU-Flottenverbrauchs-Ziel von 59gCO2/km zu erreichen, schätzten wir je nach Preisentwicklung der CO2-Zertifikate einen Aufwand von 4,9 bis 9,8 Milliarden Euro, die der Staat über die Lebensdauer der Fahrzeuge durch den Zukauf von Zertifikaten ausgleichen muss.

Am Ende unserer Analyse empfehlen wir, die Flottenverbrauchsregelung zu überarbeiten und schlagen u.a. folgende Maßnahmen vor

  • Plug-in Hybride sollten nicht als emissionsarme Fahrzeuge betrachtet werden, sondern mit ihren realen Emissionen in die Berechnung des durchschnittlichen Flottenverbrauchs einbezogen werden.
  • Super-Credits sollten vermieden werden, da sie die Emissionsberechnungen verzerren.
  • Die Einführung von Batterie-elektrischen Fahrzeugen muss mit einer Beschleunigung des Aufbaus neuer Kapazitäten für erneuerbare Energien einhergehen.
  • Ein verbindliches Flottenverbrauchsziel sollte für konventionelle Fahrzeuge festgelegt werden, ohne Kompensationsmöglichkeiten durch sogenannte Nullemissionsfahrzeuge. Im Gegenzug müssen die Zielwerte nicht so ambitioniert sein wie in der EU-Flottenverbrauchsregelung.
  • Um die Einführung von rein elektrischen Fahrzeugen zu fördern, wäre ein flexibles Quotensystem die bessere Option im Vergleich zur derzeitigen Regelung.

Die Studie zur EU-Flottenverbrauchsregelung finden Sie hier

Ansprechpartner

Dieter Seifried
Büro Ö-quadrat
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