Ö-quadrat - Ökologische und ökonomische Konzepte

Klimaschutz als Kapitalanlage: funktioniert das?

Ein herausragendes Beispiel, wie Ökonomie und Ökologie in Einklang gebracht wurde, ist das ECO-Watt-Projekt an der Staudinger Gesamtschule. Das Energiespar-Contracting-Projekt mit Bürgerbeteiligung wurde im September 2007 nach acht Jahren Vertragslaufzeit erfolgreich abgeschlossen.

Dieses Projekt belegt, dass Klimaschutz nicht teuer ist, sondern sich für alle Beteiligte gelohnt hat: Die von den Bürgern finanzierten Investitionen in Energiesparmaßnahmen und Solarenergie in Höhe von rund 260.000 Euro führten zu Energiekosteneinsparungen von rund 80.000 Euro pro Jahr. Mit diesen jährlichen Erträgen und einer Projektlaufzeit von acht Jahren konnte das eingesetzte Bürgerkapital mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 6% zurück bezahlt werden. Die Schule hat gleichfalls von dem Einsparerfolg profitiert. Insgesamt konnten aus den Erträgen des Einsparkraftwerkes der Staudinger Gesamtschule 79.000 Euro zur freien Verfügung gestellt werden. Von diesen Mitteln konnte die Schule beispielsweise eine Theaterausrüstung, Lautsprecher für die Schülerband, Ausstattungen für das Werkspielhaus und eine weitere Photovoltaik-Anlage anschaffen. In den folgenden 10 bis 15 Jahren nach Projektabschluss profitiert die Stadt Freiburg von den eingebauten Energiespartechnologien.

Bei diesem Projekt wurde ein Ausgleich zwischen den ökologischen und ökonomischen Ansprüchen an das Projekt erlangt: So wurden z.B. die zum Investitionszeitpunkt noch unwirtschaftliche Maßnahme in die thermische Solaranlage durch andere hochwirtschaftliche Maßnahmen quersubventioniert.

Der Ausgleich der Interessen drückt sich insbesondere auch in der konkreten Ausgestaltung der finanziellen Regelungen aus. Ein kritischer Punkt bei der Durchführung von sogenannten Contracting-Projekten ist die Aufteilung des "Profits" (des wirtschaftlichen Vorteils der Einsparmaßnahmen gegenüber dem bestehenden Zustand) zwischen der Umwelt und den Kapitalgebern. Werden nur die günstigsten Einsparmaßnahmen durchgeführt, so ist die eingesparte Energiemenge klein, der erzielbare Profit hingegen groß. Werden weniger wirtschaftliche Maßnahmen in das Paket mit eingeschnürt, so werden die Einsparung und die Umweltentlastung größer - bei gleichzeitig sinkender Rendite, bezogen auf das eingesetzte Kapital.

Im Eco-Watt-Projekt erzielten die Kapitalgeber bei der Erreichung der errechneten Mindesteinsparung an Energie- und Wasser eine Verzinsung von 3 Prozent auf ihr eingesetztes Kapital. War die erzielte Energiekosteneinsparung höher, so steigt die Verzinsung bis auf 6 Prozent an. Darüber hinausgehende Energiekosteneinsparungen wurden an der Staudinger Gesamtschule für weitere Energiesparmaßnahmen verwendet und kommen somit unmittelbar der Umwelt (und nach Vertragsende auch dem städtischen Haushalt) zugute.

Inzwischen hat der Projektansatz eine Weiterentwicklung erfahren: Das Erneuerbare Energien Gesetz und das Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen es heute weitergehende Sanierungen mit Hilfe von Bürgercontracting zu bewerkstelligen.

Zusammen mit Mitarbeitern aus dem Wuppertal Institut hat der Geschäftsführer von Büro Ö-quadrat die Gesellschaft solar&spar GmbH gegründet, die in Nordrhein-Westfalen Projekte in Engelskirchen, Emmerich am Rhein, Gelsenkirchen und in Köln durchgeführt hat. Alle Projekte verlaufen sehr erfolgreich, denn zum einen werden nicht nur die geplanten Energiesparwerte übertroffen und zum anderen erhalten die Bürger, die in diese Projekte investiert haben, eine Rendite auf ihr eingesetztes Kapital, die deutlich über den Planwerten liegt.

 

Weitere Informationen:

 http://www.solarundspar.de
 ECO-Watt-Projekt

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